Der Mensch ist ein eindringliches Wesen. Wir dringen ein – in Wälder, Meere, den Himmel, das Weltall. Wir erkunden, erforschen, erleben. Wir bewegen uns in Sphären, die den menschlichen Fähigkeiten eigentlich zu großen Teilen überlegen sind – technische Hilfsmittel schaffen Zugang zum Unzugänglichen. Sie ermöglichen es uns, noch tiefer in unsere Umwelten einzudringen; machen Ungreifbares greifbar, Unsichtbares sichtbar und Unhörbares hörbar. Letzteres vermögen beispielsweise Kontaktmikrofone.
Kontaktmikrofone können direkt an Objekten angebracht werden; dadurch wird die Schwingung der Objekte auf die Mikrofon-Membran übertragen. Die Bewegung der Membran wird anschließend mithilfe von Transducern, zu deutsch Schallwandlern, in ein elektrisches Signal umgewandelt, welches dann elektronisch um ein Vielfaches verstärkt wird und daraufhin als Ton wahrgenommen werden kann.
Das funktioniert auch mit piezoelektrischen Sensoren. Diese werden häufig genutzt, um Vibrationen zu messen – wir haben mittels Piezo-Scheiben die Töne der Klanginstallation aufgenommen. Piezosensoren bestehen aus einer dünnen Scheibe, an der eine Anode (Pluspol) und eine Kathode (Minuspol) angebracht sind. Durch mechanische Beanspruchung der Scheibe, beispielsweise Druck oder Verbiegen, entsteht eine elektrische Spannung.
Um die erzeugte Spannung in ein hörbares Signal umzuwandeln, können Anode und Kathode der Piezo-Scheibe mit einem halbierten XLR-Kabel verlötet werden. Dies ermöglicht die Verkabelung mit Synthesizern, Computern, Lautsprechern und anderer Hardware, mithilfe derer der Ton der Vibration ausgegeben, modifiziert und aufgenommen werden kann. So ist es möglich, die Schallwellen einer Baumrinde beim Klopfen der Käfer im Holz oder das Laufen einer Fliege auf einem Blech hörbar zu machen.
Renja-A. Dietze